Start im Kayak-Vierer der Männer

Eines wollen wir direkt klarstellen! Kanurennsport - Kanusport im allgemeinen - hat NICHTS mit Rudern zu tun! Es gibt grundlegende Unterschiede:

- erstens, Kanuten sehen in die Richtung in die sie fahren, nämlich nach vorne; Ruderer tun dies nicht, sondern rudern praktisch blindlinks rückwärts

- zweitens, Kanuten benutzen ein Paddel (und nur eins!), das sie mit beiden Händen halten; Ruderer verwenden meistens zwei lange Skuls (= Ruder).

 - drittens, Kanuten fahren in wendigen Kayaks (oder weniger wendigen Canadiern); Ruderer behelfen sich statt dessen mit langen, schmalen, absolut schlecht wendbaren Booten

- viertens; der Kanusport hat seinen Ursprung in der Arktis (Kayaks der Eskimos) und Nordamerika (Canadier der Indianer), wo er zwecks eleganter Jagd entwickelt wurde; der Rudersport trat zum ersten mal auf römischen und phönizischen Galeeren auf und wurde später seltsamerweise von den Briten "kultiviert" (im allgemeinen kann man aber trotzdem sagen, daß Ruderer doch ganz nette Kerle sind)

Dittmer/Kirchbach auf dem Weg zur Weltmeisterschaft '94 im C2

Beim Kanurennsport gibt es verschiedene Bootsklassen (eine der wenigen Gemeinsamkeiten mit dem Rudersport - mal abgesehen davon, daß beides auf stehenden Gewässern ausgetragen wird). Zunächst unterscheidet man Kayak und Canadier.

 Im Kayak sitzt der Sportler, hat ein Paddel mit zwei Paddelblättern, und steuert das Boot mittels einer Lenkung, die mit den Füßen im Boot betätigt wird. Im Canadier kniet der Athlet auf einem Bein, während er das andere vor sich stellt, benutzt eine Art Stechpaddel, daß er rechts oder links (hängt davon ab, auf welchem Bein er kniet) ins Wasser taucht.

Die einzelnen Bootsklassen sind folgende:

K1: der Kayak-Einer, in dem der Sportler alleine auf sich und das Boot gestellt
ist


K2: der Kayak-Zweier, in dem zwei Sportler in synchronen Schlag fahren

K4: der Kayak-Vierer, ein fast 12 Meter langes, schlankes Boot in dem vier Paddler platz finden (diese Bootsklasse ist im übrigen ähnlich unwendig wie ein Ruderer)

Sieg des Damen-Vierers (K4) bei der WM 95 in Duisburg

C1: der Canadier-Einer

C2: der Canadier-Zweier

C4: der Canadier-Vierer, eine relativ junge Bootsklasse, die erst seit ein paar Jahren im Wettkampf vertreten ist

C8: der Canadier-Achter, ein unheimlich bulliger Kahn in dem acht Canadier-Recken Platz finden (wahrscheinlich das unwendigste Boot aller Wassersportarten)

Dittmer / Kirchbach - Olympiasieger 96 im C2 über 1.000 Meter

Im Rennsport werden verschiedene Distanzen gefahren: bei den Männern 200 Meter (Sprint), 500 Meter (Kurzstrecke), 1.000 Meter (Mittelstrecke) und 10.000 Meter (Langstrecke); bei den Frauen gibt es die 1.000 Meter-Distanz es seit kurzem; die Langstrecke beträgt (noch) lediglich 6.000 Meter. Diese Strecken gelten für alle Bootsklassen, außer dem C8, der nur auf 500 und 1.000 Meter gefahren wird.
Der Kanurennsport ist seit 1936 olympisch. Der Deutsche Kanu Verband brachte schon immer ein paar Weltklassefahrer hervor (Uli Eicke, Barbara Schüttpelz), doch zum international dominierenden Verband wurde er erst nach der Wiedervereinigigung, als Top-Athlethen der ehemaligen DDR wie Birgit Fischer in den DKV-Kader eingegliedert wurden. Seitdem sind die Deutschen Kanuten weltführend; regelmäßig werden Weltmeisterschaften nach Hause gefahren und bei den Olympiaden (‘92 in Barcelona bis 2004 in Athen) war der Kanurennsport das medaillenträchtigste Kader in der Deutschen Olympia-Nationalmannschaft.
Im Jahr 2005 gab es die Rekordbilanz von 10x Gold, 5x Silber und 3x Bronze bei der WM in Zagreb.In acht der zwölf Olympischen Disziplinen standen die DKV-Athleten oben auf dem Treppchen.

Zielbereich der Regattabahn Duisburg/Wedau

So viel zum Thema "Selbstbeweihräucherung". Mal abgesehen davon macht der Kanurennsport auch irrsinnig Spaß - vom Nervenkitzel vor den Rennen ganz zu schweigen!